Mobilität
Mobilität ist ein Themenfeld des intergrierten Stadtentwicklungsprozesses.
Hintergrund und Ausgangslage
„Mobilität“ bezeichnet die Fähigkeit zur Überwindung räumlicher Distanzen und stellt ein Grundbedürfnis des Menschen dar. Sie ermöglicht den Zugang zu Einrichtungen der Daseinsvorsorge, ist Grundlage für Inklusion und gesellschaftlichen Austausch und sichert wirtschaftliche Prosperität. Entsprechend erfüllt Mobilität wichtige Funktionen innerhalb des Stadtraumes und kann entscheidend zur Lebensqualität beitragen. Gleichzeitig können aber auch Belastungen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit durch den entstehenden Verkehr hervorgerufen werden.
Bei einer leichten Abnahme der Bevölkerung und einer im Schnitt älter werdenden Gesellschaft hat der PKW-Bestand in Oberhausen während der letzten Jahre deutlich zugenommen und es ist mehr als jeder zweite Oberhausener im Besitz eines Kfz. Wobei insbesondere im Norden der Stadt ein hoher Motorisierungsgrad nachweisbar ist. Diese Dominanz der Autos zeigt sich in der Verkehrsmittelwahl, welche letztmalig im Jahr 2014 erhoben wurde. Bei einem MIV-Anteil von 57,1 % ist der Rad- und Fußverkehrsanteil von 28,5 % im Vergleich mit den bundesweiten Werten unterdurchschnittlich. Dafür liegt der ÖPNV-Anteil mit 14,4 % leicht über dem Durchschnitt. Insbesondere der Weg zum Arbeitsplatz, dienstliche Fahrten und Hol- und Bringverkehre werden mit dem PKW durchgeführt. Der Umweltverbund hat einen hohen Anteil an den Wegezwecken Schule / Ausbildung / Hoch-schule, Einkauf und Freizeit. Seit dem Jahr 2010 ist zudem ein negativer Pendlersaldo für die Stadt Oberhausen zu verzeichnen. Das heißt, es pendeln etwa 7.200 Beschäftigte mehr aus als in die Stadt ein.
Oberhausen ist überproportional auf innerörtlichen Straßen durch gebietsfremden Durchgangsverkehr gekennzeichnet. Infolge der polyzentrischen Struktur zwischen den benachbarten Städten sind auf einigen Hauptverkehrsstraßen in Oberhausen deutliche Transitfunktionen festzustellen. Das Stadtgebiet Oberhausens wird durchzogen von einem leistungsfähigen Autobahnnetz (A3, A2, A42, A516 sowie im Süden die A40), das den Durchgangsverkehr aufnimmt. Wichtige Hauptverkehrsstraßen sind die Bundesstraßen B223, B231 sowie die Landesstraßen L21, 155, 215, 287, 450, 511, 621 und 623, die zu großen Teilen nicht in der städtischen Baulast liegen. Das Städtisches Straßennetz mit Zuständigkeit der Kommune untergliedert sich in Vorbehalts- und Nebennetz. Das Hauptstraßennetz ohne überörtlichen Verkehr wird zum Teil zurück bzw. umgebaut. Nach Möglichkeit werden streckenweise die zulässigen Geschwindigkeiten reduziert. Im Nebennetz mit Wohn- und Erschließungsstraßen wird konsequent eine Temporeduzierung (Tempo-30-Zonen, Streckengeschwindigkeit 30 oder verkehrsberuhigte Bereich) umgesetzt. Zur Parkraumlenkung und Reduzierung des Parkverkehrs verfügt die Stadt Oberhausen über eine stadtweite Parkraumbewirtschaftung. Die Erschließung der Ziele für den Autoverkehr, insbesondere den Wirtschafts- und Lieferverkehr ist sichergestellt. Die Entwicklung Oberhausens als Industrie- und Logistikstandort wird durch eine leistungsfähige Infrastruktur gewährleistet.
Im Schienenpersonennahverkehr gewährleisten Linie des Rhein-Ruhr-Express (RRX5), Regionalexpresslinien, Regionalbahnen und S-Bahn-Linie eine überregionale Anbindung. Im Fernverkehr kommen Leistungen von IC- und ICE-Zügen hinzu. Neben dem Hauptbahnhof als zentralem Knotenpunkt im Bahnverkehr gibt es in Oberhausen die weiteren Bahnhöfe Oberhausen-Sterkrade, Oberhausen-Holten und Oberhausen-Osterfeld Süd. Der auf Duisburger Stadtgebiet gelegene Bahnhof Duisburg-Obermeiderich erschließt überwiegend Teile des Oberhausener Stadtgebietes.
Im Bus- und Straßenbahnverkehr werden rund 9 Mio. Fahrplankilometer angeboten. Damit werden in Oberhausen die zweitmeisten Fahrplankilometer pro Kopf im VRR gefahren. Die nächtliche Betriebsruhe dauert von 2.00 bis 4.00 und entfällt am Wochenende. Im Tagesverkehr werden eine Vielzahl von Straßenbahnlinienangeboten, Expressbuslinie, Schnellbuslinien (auch stadtgrenzenübergreifend) und Stadtlinien (auch stadtgrenzenübergreifend) angeboten. Im Nachtnetz verkehren Nachtbuslinien, eine Straßenbahnlinie und der Revierflitzer als on-Demand-Angebot.
Kontenpunkte des Busnetzes sind die Busbahnhöfe am Hauptbahnhof und am Bahnhof Sterkrade. Herzstück des kommunalen ÖPNV ist die sog. ÖPNV-Trasse – eine kombinierte Bus- und Straßenbahnstrecke –, die abseits des allgemeinen Verkehrs eine zügige Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der Neuen Mitte mit den Zentren von Sterkrade und Osterfeld sicherstellt.
Der überwiegende Teil der Haltestelle ist barrierefrei ausgebaut. Viele wichtige Haltestellen verfügen darüber hinaus über eine dynamische Fahrgastinformation. An einem Großteil der Ampelanlagen wird der ÖPNV beschleunigt.
Das Rad- und Fußverkehrsnetz Oberhausen ist in den letzten Jahren im Zuge von Kanalbau- und Straßenerneuerungsmaßnahmen kontinuierlich ausgebaut und verbessert worden. Dabei sind die Rad- und Fußverkehrsanlagen im Laufe der Jahre stadtweit relativ heterogen nach jeweils geltenden „Regeln der Technik“ ausgebaut worden. Dabei wurde der Schwerpunkt auf den Ausbau des Radwegenetzes gelegt. Entlang der Hauptverkehrsstraßen wurden viele Netzlücken durch den Bau von Radwegen und das Markieren von Radfahr- bzw. Angebotsstreifen geschlossen. Abseits von Straßen gelegene Radwege wurden ausgebaut und schließen z. T. an Wegesysteme der Nachbarstädte an. Neben den Ausbau des Radwegenetzes wird auch die weitere Radverkehrsinfrastruktur (z.B. Radabstellanlagen und Optimierung von Lichtsignalanlagen) ständig ausgebaut. Die Stadt Oberhausen ist zudem bestrebt, die Nahmobilität in den nächsten Jahren verstärkt zu fördern. Hierzu wird neben der intensiveren Förderung des Radverkehrs auch der Fußverkehr verstärkt betrachtet und auf eine barrierefreie Führung des Fußgängers gelegt. Das Ziel besteht darin, den Verkehr in Oberhausen sozialverträglich abzuwickeln und ein gleichberechtigtes Zusammenspiel zwischen allen Verkehrsträgern zu gewährleisten. Nahmobilität kann eine elementare, sogar tragende Rolle für die Mobilität in Oberhausen spielen. Die Stadt Oberhausen ist diesem Ziel mit der Erarbeitung von Nahmobilitätskonzepten für die Bezirke Sterkrade, Alt-Oberhausen und Osterfeld nachgekommen. Die Nahmobilitätskonzepte enthalten eine Reihe von gezielten Maßnahmen zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs. Zudem befindet sich ein Radverkehrskonzept in Aufstellung.
Die Förderung des Umweltverbunds (Fußgängerverkehr, Radverkehr, ÖPNV/Schienennahverkehr) ist in Oberhausen integraler Bestandteil der Stadt- und Verkehrsentwicklungsplanung. Ziel der Stadt Oberhausen ist es, den Stadtverkehr und insbesondere die Nahmobilität umwelt- sowie sozialverträglich zu gestalten und ein gleichberechtigtes Zusammenspiel zwischen allen Verkehrsträgern zu gewährleisten. Allgemein lässt sich festhalten, dass in Zukunft die Vernetzung der Stadtteile untereinander, aber auch die überörtliche Anbindung fortlaufend zu verbessern ist. Im Fokus dieser Überlegungen muss dabei die als gesellschaftliches Ziel anerkannte Verkehrswende, also die Reduzierung von Endenergieverbräuchen und Schadstoffemissionen im Verkehrssektor ohne Einschränkung der individuellen Mobilität, stehen. Zur Unterstützung dieser Ziele ist die Stadt Oberhausen bereits Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW e. V. (AGFS) und des Zukunftsnetz Mobilität NRW.
Stand: April 2022
Leitziele
Mobilität stellt die Grundlage für eine Teilnahme und somit auch die Teilhabe am städtischen Leben dar. Entsprechend gilt es für alle Nutzergruppen die gesamtgesellschaftliche Teilhabe am stadtweiten Mobilitätsangebot zu sichern und einen Zugang zu ausreichenden Mobilitätsangeboten zu bieten. Neben der Berücksichtigung gendergerechter Planung umfasst dies auch die Betrachtung der Belange von Kindern und Jugendlichen, bewegungseingeschränkten Menschen sowie Menschen höheren Alters.
Oberhausen appelliert an eine notwendige Veränderung der Mobilitätskultur bzw. des Verkehrsmittelwahlverhaltens zugunsten des Umweltverbundes, so dass negative Auswirkungen des Kfz-Verkehrs minimiert werden. Dazu gilt es die Siedlungs- und Verkehrsentwicklungsplanung im Sinne einer Stadt der kurzen Wege auszurichten und das kleinteilige Angebot in den Quartieren zu stärken. Durch den Abbau von Barrieren sollen direkte Wegeverbindungen entstehen und die Radnutzung sowie das Zufußgehen fördern. Darüber hinaus soll die Nutzbarkeit des ÖPNVS weiter erhöht werden.
Trotz Förderung des Umweltverbundes soll ebenso die Effizienz des gesamten Verkehrssystems weiterhin gewährleistet werden. Das gilt insbesondere für den Kfz-Verkehr.
Oberhausen kennzeichnet sich durch eine große Technologieoffenheit in Bezug auf sämtliche Mobilitätsaspekte.
Räumliche Schwerpunkte und städtische Vorhaben
Städtische Vorhaben (gem. Vorhabenliste)
- Masterplan Neue Mitte
- Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg Bottrop - Oberhausen-Osterfeld - Neue Mitte Oberhausen - Alt-Oberhausen - Mülheim-Styrum
- Fahrradabstellanlagen mit integriertem Lastenradverleih für die Anwohner/-innen des Bismarckviertels (DeinRadschuppen)
Konzepte mit Bezug zum Themenfeld
- Integriertes Handlungskonzept (IHK) Brückenschlag
- Integriertes Handlungskonzept (IHK) Osterfeld
- Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept "Perspektive Holten"
- Lärmaktionsplan
- Masterplan "Saubere Luft für Oberhausen"
- Masterplan Neue Mitte
- Mobilitätsstrategie
- Nahmobilitätskonzept Alt-Oberhausen
- Nahmobilitätskonzept Osterfeld
- Nahmobilitätskonzept Sterkrade
- Nahverkehrsplan
- Nutzungs- und Gestaltungskonzept Marktstraße
- Radverkehrskonzept
- Smart City Strategie
- Strategiepapiere für die Sozialräume